Folge 135: Arschbomben verboten
Diesmal geht es über den Teich - und ein lang gehegter Wunsch von uns geht endlich in Erfüllung: Wir sprechen mit einer Wasserspringerin, und zwar nicht mit irgendeiner! Lena Hentschel ist eine der erfolgreichsten Synchronspringerinnen Deutschlands. Gerade erst hat sie bei den World University Games zusammen mit Luis Avila Sanchez Gold gewonnen, sie war bei der WM 2025 und bei Olympia 2024. Ihr Verein ist der Berliner TSC und sie ist in diesem Jahr als Berlins Sportlerin des Jahres nominiert.Zurzeit studiert sie an der Ohio State University, wo sie Training und Studium optimal verbinden kann. Ihre Haare sind noch nass, sie kommt gerade vom Training, als es mit unserer Schalte losgeht. Lena ist ausgesprochen gut gelaunt, die 24jährige, die seit 20 Jahren als Wasserspringerin aktiv ist, liebt ihren Sport, das merkt man, von Anstrengung ist bei ihr nichts zu spüren.Dabei ist ihre Disziplin alles andere als eine leichte Sache. Turnen, Akrobatik, Körperbeherrschung - da sind sechs Stunden Training täglich (!) keine Seltenheit. Alles muss perfekt sein, für jede Ungenauigkeit gibt es im Wettkampf Punktabzüge. Und das dann auch noch synchron mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin auf dem Nebenbrett. Trainiert wird viel auch an Land, mit Trampolin und Sprunggrube. Dass Lena nur 1,57 m groß ist, ist ihr großer Vorteil, sagt sie - „da ist man einfach noch beweglicher!“Ein spezielles Outfit haben Wasserspringerinnen nicht, „man nimmt den Badeanzug, in dem man sich wohlfühlt“. Wichtig allerdings ist das Tuch, das sie immer dabei hat, wenn sie springt, „der Lappen“, wie sie selber sagt. Denn Wasserspringer müssen trocken sein, bevor sie springen, zu groß ist die Gefahr, dass sie sonst beim Salto, einer Drehung oder Schraube von ihrem eigenen Körper abrutschen. Ebenfalls wichtig: Das Wasser, in das sie springen, muss immer leicht in Bewegung sein - „sonst können wir die Oberfläche nicht erkennen“. Denn das ist das i-Tüpfelchen am Ende jedes Sprungs: Eintauchen, ohne dass es spritzt. Lena ist ein sehr offener Mensch - und deshalb spricht sie auch über etwas, was alle Schwimmerinnen umtreibt, auch wenn die wenigsten darüber reden - die Menstruation. In keinem anderen Sport ist die Sorge so groß, dass jemand etwas davon mitbekommt. Sie erinnert sich noch sehr gut, wie sie als 13jährige das erste Mal ihre Periode hatte und sofort Tampons benutzen musste - Binden im Training sind im Wassersport natürlich undenkbar. „Das war furchtbar und ich war erstmal eine Woche krank“, erzählt sie rückblickend. Aber auch Tampons sind im Schwimm- und Wasserspringtraining nicht immer angenehm, saugen sich mit Wasser voll und drücken.Mittlerweile hat sich Lena allerdings längst daran gewöhnt, eine Menstruationstasse käme weder für sie noch für ihre Trainingskolleginnen in Frage - zu groß die Gefahr, dass die verrutscht oder nicht dicht hält. Was sie aber im letzten Sommer für sich entdeckt hat: Ihr Menstruationszyklus kann ihr beim Training durchaus nützlich sein. „Ich bin wahnsinnig leistiungsfähig kurz vorm Eisprung“, sagt sie. „Und die Zeit danach kann ich sinnvoll zur Regeneration nutzen“.Wettkämpfe allerdings halten sich nicht an den Zyklus der Athletinnen. Und auch zyklusbasiertes Training im Leistungssport, wie es in anderen Sportarten hier und da mittlerweile probiert wird, ist für ihren Trainer kein Thema. Dabei liege darin durchaus eine Chance, findet Lena. „Ich sehe den Zyklus als Ressource, nicht als Problem.“ Durchgesetzt hat sich diese Einstellung bislang aber noch nicht - die Forschung über zyklusbasiertes Training steckt nach wie vor in den Kinderschuhen.